Hanna Regina Uber und Uwe Peschel stellen im Stadtmuseum aus

Absage an das menschliche Ideal

Amberg. (bst) Eine „Absage an die Heroisierung des Menschen" und „Aufhebung der Schwere des Materials Bronze" nannte Adam Stupp, Vorsitzender des Erlanger Kunstvereins, die plastischen Arbeiten von Hanna Regina Uber. Bei den Grafiken und Bildern des Dresdners Uwe Peschel hob er besonders das „Zurücktreten des Gegenständlichen" hervor und das Finden des „eigenen Tons und der eigenen Form". Anlass für solch wohlwollende Kritik war  die Eröffnung einer Ausstellung mit zahlreichen neueren Werken der beiden Künstler im Stadtmuseum am Freitag Abend.                
Bis zum 8. Mai kann sich der Kunstbeflissene, selbst im Stadtmuseum über die aktuellen Trends der Szene „ein Bild machen", für die die Arbeiten von Hanna Regina Uber und Uwe Peschel in den Sparten Grafik und Skulptur gewiss eine Einstiegsluke öffnen. Allemal sehenswert. Bürgermeister Josef Triller, der in Vertretung von OB Wolfgang Dandorfer anläßlich der Vernissage im Beisein der beiden Künstler und etlicher Besucher sprach, zeigte sich beeindruckt von der „Weltsicht" Ubers und Peschels und  hoffte auf eine große - und verdiente - Resonanz  der Ausstellung von Seiten der Amberger Bürger.                                      

Der Schwerpunkt liegt bei den über zwanzig Bronzen von H. R. Über. Darüber hinaus stellt sie  neue Skulpturen aus Mooreiche und Gips vor, des weiteren ihr graphisches Werk - großformatige Monotypien und Aquatintaradierungen, die oft wie unmittelbare Vorstudien ihrer plastischen Werke wirken.

Hanna Regina Uber wurde 1964 in Stuttgart geboren. Nach ihrer Schulzeit verbrachte sie über ein Jahr in Spanien und Marokko und begann , 1981 mit ihrer Ausbildung zum Holzbildhauer in Garmisch-Partenkirchen. Seit 1983 betreibt sie eine eigene Werkstätte in Kastl, wo sie anfangs noch mit Holz arbeitete und sich auf stark farbige, figürliche Darstellungen konzentrierte. Erst drei Jahre später entdeckte sie die Bronze als adäquates Material und beteiligte sich am Aufbau einer Kunstgießerei. Seitdem war sie mit ihren Arbeiten auf mehreren Ausstellungen vertreten.
Zur Zeit erstellt sie (zusammen mit Robert Diem) den zukünftigen Marktplatzbrunnen für Kastl.

In ihren Skulpturen rechnet Uber gründlich ab  mit dem Idealbild des Menschen, das Schönheit  und proportionelle Ausgewogenheit zum  höchsten Ziel des Bildhauers erklärt. Freilich, der Mensch ist noch immer das große Thema in der  Plastik und wird es bleiben, doch weit entfernt von der Überzeichnung und maßlosen Überhöhung wie es in totalitären Regime üblich war und ist, wie es die Nazi – Auftragskünstler Bräker und Torak praktizierten ,  dem alt-grichischen Vorbild in aufdringlich-kitschiger Weise verbunden und verpflichtet.

Ubers "Skulpturen fehlt jegliche Vergöttlichung. Vielmehr zeigt sie den auf die nackte Aussage reduzierten Menschen - bedrängt und bedrückt, hadernd und verzweifelt, uneins mit sich ; und der Welt, den spindeldürren einsamen Gestalten des großen Alberto Giacometti nicht un-? ähnlich. Daneben finden sich jedoch auch Exponate, die der geschmeidigen Form huldigen, ohne in schwärmerisches Verzücken zu verfallen. Dabei gelingt es ihr, den Figuren, ob nun aus  Bronze oder Holz, Leichtigkeit und Anmut zu verleihen. Ihre grafischen Arbeiten bilden hierzu eine glückliche Ergänzung; vieles wird über diesen Umweg offener und durchschaubarer, als  seien es verschlüsselte Betrachtungshinweise.

Nicht minder ehrlich stellt sich Uwe Peschel dar. Der 1961 in Neustadt an der Saale geborene.Künstler, der über sich selbst das simple Bekenntnis ab gibt, er „müsse malen", studierte von 1982 bis 1987 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Der diplomierte Maler/Grafiker und ehemalige Meisterschüler verbrachte im Rahmen eines Stipendiums ein Jahr in Burghausen. Er hat ebenfalls bereits mehrmals ausgestellt bzw. war an Ausstellungen beteiligt.
Auch seine Aufmerksamkeit gilt vor allem dem menschlichen Körper, dem er mit Acryl auf
Leinwand oder Papier nachspürt. Immer wirken seine Vorbilder wie hinter einem dichten Schleier verborgen, der - trotz aller Farbigkeit und dick aufgetragenem Strich - die Form aufs Wesentliche zurecht schmelzen läßt. Dennoch bleibt Platz für große Gefühle, gerade weil alles Überflüssige entfernt ist: ohne Gesicht, nur Form, Blöße, Gestalt. Einen Gegenpol hierzu bilden Peschels Stielleben und Landschaften, in denen ihm etwas seltenes gelingt: das Einbringen von Tiefe, Räumlichkeit und Greifbarkeit, die an optische Täuschung grenzen.

Die Ausstellung im Stadtmuseum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 19 Uhr zu besichtigen.    

Stefan Bartman

 

 

Foto: Unger